Fallende Aktienmärkte, explodierende Energiepreise und eine von steigenden Zinssätzen begleitete Inflation auf Rekordniveau: Die makroökonomischen Bedingungen in der DACH-Region waren zuletzt alles andere als ideal. Das anspruchsvolle wirtschaftliche Umfeld hat gegen Ende 2022 auch den privaten Kapitalmarkt erreicht. Doch auch wenn die Transaktionsaktivitäten gegenüber den Vorjahreshöchstwerten leicht zurückgingen, erwiesen sich die Geschäfte als robust. Besonders Private Equity konnte sich gut behaupten. Diesbezüglich verweist der Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich auf eine Analyse des auf Privatmarktanlagen spezialisierte Datendienstleisters PitchBook.
Privatkapitalaktivitäten schwächeln in Q3 nach einem robusten Jahr
In seinem «2022 DACH Private Capital Breakdown» geht PitchBook den Private-Equity-Aktivitäten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein nach. Die Analyse der Privatmarktspezialisten für die ersten neun Monaten des Jahres 2022 zeigt im Vergleich zu den Höchstständen der Vorjahre eine leichte Verlangsamung. Zuzuschreiben ist dies einem Rückgang der Privatkapitalgeschäfte im DACH-Raum im dritten Quartal, als die europäischen Finanzmärkte in den Korrekturbereich eintraten: Nach einem bis dahin robusten Jahr holten die wirtschaftlichen Erschwernisse auch die Privatmärkte ein, sodass sowohl die Venture Capital- als auch die Private-Equity-Aktivitäten eine Abschwächung erfuhren.
2022 könnte dennoch Rekordjahr für Private Equity werden
Wie Artan Qelaj hervorhebt, ist Private Equity jedoch trotz des gedrosselten Tempos auf dem besten Weg, das Vorjahresniveau zu erreichen und damit ein erneutes Rekordjahr in die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre einzureihen. Denn die Geschäfte im DACH-Raum hatten bei geschätzten 818 Deals zum Ende des dritten Quartals bereits einen Gesamtwert von 75,7 Milliarden Euro erreicht. Das könnte für 2022 erneute Rekorde sowohl in Bezug auf das Transaktionsvolumen als auch die Anzahl der Deals bedeuten. Dabei fielen die Deals vor dem Hintergrund der verschlechterten makroökonomischen Bedingungen und der damit verbundenen Zurückhaltung der Investoren bei ihrer Kapitalallokation im Jahr 2022 tendenziell kleiner aus: So wurden in der Analyse keine Abschlüsse über 2,5 Milliarden Euro verzeichnet, was jedoch durch eine höhere Anzahl an Deals ausgeglichen wurde. Drei Viertel des Transaktionsvolumens in den ersten neun Monaten des Jahres stammte so aus Abschlüssen im Wert von 500 Millionen Euro oder weniger. Die durchschnittliche Transaktionsgrösse lag zum Ende des dritten Quartals bei 207,9 Millionen Euro, einem historischen Tiefststand.
Schweiz tut sich beim Fundraising hervor
Bereits vor einigen Wochen hatte der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj darauf aufmerksam gemacht, dass sich bei den merklich abflauenden Venture-Capital-Geschäften in der DACH-Region eine löbliche Ausnahme zeigte: Die Schweiz hatte sich dem allgemeinen Abwärtstrend nicht nur erfolgreich widersetzt, sondern schickte sich sogar an, die Vorjahreswerte noch zu übertreffen. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich auch bei der PitchBook-Analyse der Private Equity Fundraising-Aktivitäten in der DACH-Region. Hier war die Kapitalbeschaffung zuletzt nahezu vollständig zum Stillstand gekommen, da die Investoren angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weniger willens waren, zusätzliches Kapital bereitzustellen. So hatten bis zum Ende des dritten Quartals 2022 nur fünf neue Fonds im gesamten DACH-Raum Kapital eingesammelt und es dabei auf lediglich 2 Milliarden Euro gebracht.
Und auch hier tat sich die Schweiz erneut hervor, denn vier dieser Fonds sind in der Schweiz ansässig. Damit übertrumpfte das Land bei den eingeworbenen Mitteln erneut den grossen Nachbarn Deutschland, denn bereits im Vorjahr konnte die Schweiz mit fast 20 Milliarden Euro fünfmal mehr Mittel einsammeln als Deutschland mit gerade einmal 4 Milliarden Euro.
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