Das angespannte wirtschaftliche Umfeld der vergangenen Monate ist auch am Venture-Capital-Geschäft nicht spurlos vorüber gegangen. Der Abschwung hat den Druck auf das Transaktionsgeschehen erhöht, was die Risikokapital-Aktivitäten im DACH-Raum in diesem Jahr spürbar ausgebremst hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine PitchBook-Analyse des Wagniskapital-Geschehens der Region, zu der der auf Privatmarktanlagen spezialisierte Datendienstleister neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Liechtenstein zählt.
Doch der Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich hat einen genaueren Blick auf die Ergebnisse geworfen und dabei in den Reihen der untersuchten Länder einen Ausreisser ausgemacht: Die Schweiz hat sich dem allgemeinen Trend bislang erfolgreich widersetzt und ist auf dem besten Weg, die Vorjahreswerte sogar zu übertreffen.
Venture-Capital-Geschäft der DACH-Region dürfte hinter 2021 zurückbleiben
Laut PitchBook-Daten wurden im DACH-Raum bis Mitte September 1.229 Venture-Capital-Deals im Gesamtwert von 14,3 Milliarden Euro abgeschlossen. Angesichts des derzeitigen Stands kommen die Analysten des Datendienstleisters zu dem Schluss, dass die VC-Aktivitäten der Region weder im Hinblick auf das Transaktionsvolumen noch auf die Zahl der Abschlüsse zum Jahresende den Wert des Vorjahres erreichen dürften: 2021 wurden insgesamt 1.823 Finanzierungsrunden mit einem Gesamtvolumen von 19,8 Milliarden Euro verzeichnet.
Am stärksten zurückgegangen sind die Geschäfte in Deutschland, dem wichtigsten Umschlagplatz für Wagniskapital in der Region. Mitte September lagen Anzahl und Gesamtwert der Transaktionen bei 63,8 respektive 69 Prozent der Vorjahreswerte. Erst im Jahr 2021 hatte Deutschland Frankreich bei der Höhe des eingeworbenen Kapitals überholt und sich damit als zweitgrösster VC-Handelsplatz in Europa etabliert. Zwischenzeitlich ist es aber bereits wieder auf den dritten Platz abgerutscht.
Artan Qelaj: Schweiz setzt dazu an, 2021 zu übertrumpfen
Die PitchBook-Analyse der Wagniskapital-Landschaft im DACH-Raum hat jedoch auch einen Klassenbesten der Region zutage gefördert: In der Schweiz liess man sich von den ökonomischen Verwerfungen der vergangenen Monate kaum beeindrucken, hier waren zum Stichtag insgesamt 3,1 Milliarden Euro in 346 Deals investiert worden. Wie der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj hervorhebt, näherte sich die Schweiz damit bereits Mitte September den Zahlen von 2021. Sollte das derzeitige Tempo beibehalten werden, stehen nach Einschätzung der PitchBook-Analysten die Chancen gut, dass die in der Alpenrepublik eingeworbenen Mittel die Werte des Vorjahres übersteigen werden.
Aus Sicht von Artan Qelaj belegen diese Zahlen erneut die Attraktivität der Schweiz als Investitionsstandort. Das Land punktet neben einer stabilen politischen Struktur und einem fairen Steuersystem vor allem mit seiner hohen Innovationskraft. Gerade innovative Geschäftsmodelle ziehen Wagniskapital-Investoren an, die von dem Gewinnpotenzial neuer Entwicklungen und Ideen profitieren möchten. Das macht die Schweiz auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu einem wahren Investitionsmagneten.