Privatmarktanlagen gelten nicht zuletzt dank ihrer geringeren Schwankungsanfälligkeit als attraktive Alternative zu öffentlich gehandelten Vermögenswerten. Vor allem Private-Equity-Beteiligungen als privates Pendant zu Aktien von börsenkotierten Unternehmen punkten in Zeiten steigender Volatilität an den öffentlichen Märkten. Wo immer mehr Privatanleger die private Anlageklasse für sich entdecken, sieht Artan Qelaj auch einen steigenden Informationsbedarf. Aus diesem Grund möchte der Finanzunternehmer aus Zürich in dieser Woche einige Grundbegriffe erläutern, nämlich die drei wichtigsten Private-Equity-Strategien.
Investieren in unterschiedlichen Unternehmensphasen
Auch wenn Private Equity oft wie eine gleichförmige und einheitliche Anlageklasse erscheint und behandelt wird, so ist doch keineswegs jedes Private-Equity-Investment wie das andere. Vielmehr lassen sich mit diesem flexiblen Finanzierungsinstrument Kapitalbedarfe in so gut wie allen Phasen im Lebenszyklus eines Unternehmens abdecken – und so auch die Anlagechancen in diesen verschiedenen Unternehmensstadien nutzen.
Unter anderem auf der Grundlage dieser unterschiedlichen Entwicklungsphasen lassen sich bei Private Equity drei grundsätzliche Strategien unterscheiden: Venture Capital, Wachstumskapital und Leveraged Buyouts (LBO).
Venture Capital
Bei Venture Capital handelt es sich in der Regel um Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen in deren früheren Entwicklungsstadien, insbesondere in der Seed- und Start-up-Phase. Risikokapitalgeber sind also bevorzugt in einem Segment tätig, in denen die Unternehmen sich noch nicht am Markt bewiesen und noch keine Umsätze erzielt haben. Ein starker Fokus liegt auf Branchen mit einem hohen Innovationsniveau wie der Biotechnologie, Medizintechnik, Cleantech oder anderen Bereichen der Spitzentechnologie.
Wie der Zürcher Finanzunternehmer Artan Qelaj hervorhebt, sind Wagniskapitalinvestments zwar mit einem hohen Wachstumspotenzial, aber auch einem hohen Risiko verbunden. Denn ein Gutteil der Start-ups scheitert in diesen Frühphasen. Diese hohe Misserfolgsrate ist ein Umstand, den Wagniskapitalgeber bei ihren Investments unbedingt einberechnen müssen.
Growth Equity/Wachstumskapital
Growth Equity fliesst als Minderheitsbeteiligung in Unternehmen in deren Wachstumsphase. Zielunternehmen sind also Betriebe mit etablierten Geschäftsmodellen, Produkten und Vertriebskanälen, die Kapital benötigen, um zu wachsen und ihre Geschäftstätigkeit zu diversifizieren. Im Vergleich zu Wagniskapital ist das Risiko, dass Unternehmen in diesem Entwicklungsstadium scheitern, deutlich geringer. Gleichzeitig bieten Zielunternehmen in dieser Phase aus Sicht von Artan Qelaj aufgrund der angestrebten Wachstumspläne ein besonders grosses Wertsteigerungspotenzial. Infolge des langfristigen Anlagehorizontes und der längeren Haltedauer sind Wachstumskapitalinvestitionen an den privaten Märkten zudem mit einer geringeren Volatilität als ihre börsenkotierten Pendants verbunden und stellen so eine interessante Alternative zu öffentlich gehandelten Aktien dar.
Leveraged Buyouts
Leveraged Buyouts (LBO) finden bevorzugt bei reifen und grösseren Unternehmen jenseits der Wachstumsphase statt. Diese wachsen zwar nicht mehr so schnell, weisen aber grössere Gewinnspannen und einen höheren Cashflow auf. Wie die deutsche Übersetzung des Begriffes nahelegt, handelt es sich bei fremdfinanzierten Übernahmen – anders als bei Venture Capital und bei Wachstumskapital – nicht um Minderheits-, sondern um Mehrheitsbeteiligungen. Die Investoren erwerben also die Mehrheitskontrolle, in der Regel 100 Prozent des Zielunternehmens. Dabei wird eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital genutzt.
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