Es ist gerade einmal knapp ein Jahr her, dass OpenAI sein generatives Sprachmodell ChatGPT zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. In dieser vergleichsweise kurzen Zeit hat sich künstliche Intelligenz zu dem gesellschaftlichen Thema entwickelt und sich bereits in unzähligen Bereichen verbreitet, sodass viele Abläufe schon heute ohne KI kaum noch denkbar sind. Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich wirft einen Blick auf den Einfluss von KI auf die Wirtschaft im Allgemeinen und auf die Venture-Capital-Branche im Besonderen.
3.578 KI-bezogene Venture-Capital-Transaktionen in diesem Jahr
Sprachmodellen wie ChatGPT wird ein enormes Optimierungspotenzial in so gut wie allen Bereichen der Wirtschaft vorausgesagt. Künstliche Intelligenz soll die Produktivität von Wissensarbeitern steigern, Mitarbeiter in Kundendienst, Vertrieb, Marketing oder auch im technischen Aussendienst unterstützen und Start-ups helfen, schneller und mit weniger Aufwand neue Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Schon heute profitieren viele Softwareentwickler bei ihrer Arbeit massgeblich von der Unterstützung durch KI-Programmierassistenten. Schätzungen der Unternehmensberatung McKinsey zufolge könnte KI bis 2030 einen Anteil von 13 Milliarden Dollar an der gesamten Wirtschaftsleistung haben.
Wie Artan Qelaj hervorhebt, kann bei einer derart disruptiven Technologie mit einem dermassen bahnbrechenden Potenzial die Venture-Capital-Branche nicht fern sein. Schliesslich sind Wagniskapitalinvestoren stets auf der Suche nach innovativen und aussichtsreichen neuen Geschäftsmodellen. Dementsprechend haben VC-Investoren längst den KI-Markt für sich entdeckt und in den letzten Monaten massiv investiert. So haben die Marktforscher von Preqin in diesem Jahr bereits 3.578 Wagniskapital-Finanzierungen mit KI-Bezug erfasst, deren Gesamtwert schon Mitte Oktober 73 Milliarden US-Dollar überschreitet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 kam es zu 5.613 KI-bezogenen Venture-Capital-Deals.
KI und maschinelles Lernen machten im ersten Halbjahr 28 Prozent des VC-Transaktionsvolumens aus
Auch Bain & Company hat den grossen Enthusiasmus der Investoren für künstliche Intelligenz registriert. Laut Erhebungen des Beratungsunternehmens flossen in der ersten Hälfte des Jahres 2023 vermehrt Investitionen in generative KI-Unternehmen im Frühstadium. Angeführt wurde diese Wagniskapitalwelle von Microsofts 10-Milliarden-Dollar-Investition in OpenAI. Der Bain-Statistik zufolge standen Anwendungen für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in der ersten Hälfte des Jahres 2023 mit 28 Prozent des VC-Transaktionsvolumens klar an der Spitze der Risiko- und Wachstumsfinanzierungen.
Dass sich dieses grosse Anlegerinteresse auch in der VC-Fondslandschaft widerspiegelt, zeigt Finanzunternehmer Artan Qelaj aus Zürich anhand von aktuellen Zahlen von Preqin. Der Datendienstleister hat aktuell 724 KI-bezogene Venture-Capital-Fonds auf dem Markt gezählt. Mit 346 wurde fast die Hälfte dieser Fonds im Jahr 2023 aufgelegt – mehr als doppelt so viele wie 2022, in dem es lediglich zu 138 Neuauflagen kam.
Bewertung von OpenAI könnte sich verdreifachen
Auch wenn der Wagniskapitalmarkt derzeit mit einigen Problemen wie längeren Ausstiegsfristen und höheren Zinssätzen zu kämpfen hat, die sich auch auf die Bewertungen niederschlagen, so haben KI-Investoren doch Grund für Optimismus. So befindet sich beispielsweise OpenAI mit seinen Investoren derzeit in Gesprächen über einen Aktienverkauf, der das Start-up mit 80 bis 90 Milliarden Dollar bewerten würde. Das käme einer Verdreifachung des Wertes gleich, den das Unternehmen zu Beginn des Jahres hatte.
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